SUP & The CityRiga - Lettland

SUP & The City: Riga - LettlandFoto: Thomas Pfannkuch
SUP & The City: Riga - Lettland

Riga ist die Jugendstilmetropole des Baltikums – und nur zwei Flugstunden von Frankfurt entfernt. 700 reichlich verzierte Fassaden laden zum Entdecken ein. Und besonders vom SUP-Board aus bieten sich wunderbare Ausblicke auf die Altstadt. SUP-Blogger Thomas Pfannkuch hat’s probiert.

Lettland hat eine junge, aber sich positiv entwickelnde Stand-up-Paddling-Szene“, sagt Normunds Barinovs, als wir uns abends im angesagten Kulturzentrum Kanape nördlich der Altstadt Rigas treffen. Normunds ist Vorsitzender des lettischen Surf- und SUP-Verbandes und war bis dahin nur Instagram-Bekanntschaft. Er wollte uns unbedingt treffen, denn es ist noch ungewöhnlich, dass Touristen zum Stand-up-Paddling nach Riga reisen. So sitzen wir bei einem einheimischen Bier und unterhalten uns über Riga, Land und Leute und natürlich das Stand-up-Paddling. Normunds gibt uns noch einige Geheimtipps für unseren Städtetrip und wir verabreden uns gleich für den kommenden Tag auf dem Wasser.

Jugendstilfassaden zeigen die Schönheit Rigas

Am nächsten Morgen fahren wir aber zunächst mit dem Bus in die Innenstadt. Vor dem nationalen Kunstmuseum wartet bereits Liga auf uns, die uns die Schönheit Rigas näherbringen möchte. Sie führt uns in die nicht weit entfernten Straßen Elizabetes Iela und Alberta Iela und dort zeigt sich schnell, warum Riga auch als „Perle des Baltikums“ oder „Paris des Nordens“ bezeichnet wird: Über 700 bezaubernde Jugendstilhäuser prägen neben historischen Holzhäusern das Stadtbild. Die schönsten Exemplare stehen in diesen beiden Straßen. Wir lassen unseren Blick über die üppig verzierten Fassaden schweifen, die mit Ornamenten, figuralen Skulpturen und bunten Keramikplättchen auffällig verziert sind. Ein herausragendes Beispiel der Architektur bildet die Fassade des 1903 errichteten Gebäudes mit der Hausnummer 10b in der Elizabetes Iela. Wie viele andere Jugendstilhäuser in Riga stammt auch dies aus der Feder des bekannten Architekten Michail Eisenstein. Beim Spaziergang vorbei an den prunkvollen Gebäuden erzählt Liga, dass sich Eisenstein mit seiner Jugendstilarchitektur der damals in Riga vorherrschenden neoklassizistischen Bauweise widersetzte und rückblickend einen wahren Schatz in der lettischen Hauptstadt kreierte.

  Leckere Cocktails und ein toller Blick auf die Altstadt: Vor allem zur Dämmerung lohnt ein Besuch der Skyline Bar.Foto: Thomas Pfannkuch
Leckere Cocktails und ein toller Blick auf die Altstadt: Vor allem zur Dämmerung lohnt ein Besuch der Skyline Bar.

Weiter Richtung Zentrum, überqueren wir den kleinen Stadtkanal, auf dem wir nachmittags noch paddeln werden. Wir kommen vorbei an der Lettischen Nationaloper, die vom deutschen Architekten Ludwig Bohnstedt zwischen 1860 und 1863 erbaut wurde. Nicht nur an der Oper zeigen sich die historischen deutsch-lettischen Beziehungen: Das Schwarzhäupterhaus, verschiedene Kirchen und Backsteinhäuser lassen sich bei einem Stadtrundgang entdecken. Diese Beziehungen fußen auf der Gründung Rigas im Jahr 1201 durch den aus Bremen stammenden Albert, Bischof von Livland. Nach einigen Besetzungen wurde Lettland erst 1991 wieder unabhängig und genießt seitdem einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, wie Liga berichtet, der vor allem durch den Beitritt in die Europäische Union und die Einführung des Euros als Landeswährung eintrat. Wir machen einen kurzen Stop bei der „Fat Cat“, wie das Café mit köstlichen Eclairs in einer kleinen Straße hinter dem Dom heißt. Über 200 süße und 20 salzige Varianten des als „Liebesknochen“ oder „Katzenpfote“ bekannten Gebäcks sind hier im Angebot.

Rigas kulinarisches Zentrum: der Zentralmarkt

Nach einem kurzen Abstecher zum Gebäudeensemble „Drei Brüder“, mit dem ältesten Steingebäude Rigas aus dem 15. Jahrhundert, geht’s weiter zum kulinarischen Herzen Rigas: dem Zentralmarkt, der bei seiner Eröffnung 1930 als größter, bester und modernster Markt Europas galt. Untergebracht ist er in fünf alten Zeppelin-Hangars mit gewaltigen Rundbogendächern. Ein Besuch lohnt nicht nur wegen der Architektur: Lokale Händler präsentieren einheimische Spezialitäten. Aromen lettischer Produkte ziehen durch die Hallen. Gleich zu Beginn unseres Rundgangs lässt uns Liga mit Hanfbutter die lettische Spezialität des Marktes probieren. Im wuseligen Treiben erblicken wir in den Fleisch- und Fischhallen komplette Schweineköpfe, geräucherten Speck und getrocknete Forellen. In kleinen Restaurants können die regionalen Produkte auch bestellt oder direkt vor Ort verzehrt werden.

Unser letzter Stop des Stadtrundgangs führt uns zum Ausschank der Labietis-Brauerei. In verglasten Tresen stehen die Bierflaschen. Ich entscheide mich aus den 40 Sorten Craft Beer für das „Gaismas Hagana“, welches mit acht Prozent Alkohol einen leicht süßlichen Geschmack hat. Riga ist neben dem Bier ebenfalls bekannt für den „Black Balsam“, einen traditionellen lettischen Likör. Dieser bittersüße Likör wird aus verschiedensten Kräutern und Zutaten hergestellt und von den Einheimischen als Mittel gegen zahlreiche Beschwerden getrunken. Daher sieht man die Flaschen in jedem Restaurant und jeder Bar.

Sonnenuntergang im Hafen von Andrejosta, der zudem mit schönen Terrassenrestaurants zum Verweilen einlädt.
Foto: Thomas Pfannkuch

SUP-Erkundungstour rund um die Altstadt von Riga

Mitten durch die Stadt zieht sich der Pilsetas-Kanal, gerade breit und tief genug, um die historische Altstadt auf dem SUP-Board zu erkunden. Nördlich der Altstadt im Hafen von Andrejosta liegt neben einem SUP-Verleih auch ein guter Einstiegspunkt für die City-SUP-Tour. Mein Inflatable-SUP-Board habe ich als normales Aufgabegepäck im Rucksack mit nach Riga gebracht. Paddel und Pumpe hatten ebenfalls Platz im Rucksack, so dass ich vor Ort flexibel und unabhängig agieren kann. Normunds, unser SUP-Guide, den wir am ersten Abend getroffen haben, begleitet uns auf der Tour.

Von dem kleinen Hafen geht es unter zwei Brücken hindurch in den Stadtkanal. Dieser ist wenig befahren, uns kommt nur eines der kleinen Kanalschiffe mit Touristen an Bord entgegen. Stand-up-Paddler sind auf dem Kanal eher selten, daher sind wir für viele Touristen an diesem Tag ein begehrtes Fotomotiv. Wir paddeln an den Grünflächen vorbei, die fast auf der gesamten Länge den Kanal umgeben. Am Basteiberg legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Früher gehörte dieser Platz zur Festungsanlage Rigas, bestehend aus Erdwällen, Basteien und Wassergräben. Heute legen dort die kleinen Ausflugsboote an und warten auf Fahrgäste.

Direkt dahinter kommen wir am 1935 errichteten Freiheitsdenkmal und der auf der anderen Uferseite gele­ge­nen Nationaloper vorbei. Die Sehenswürdigkeiten lie­gen direkt am Kanal und laden daher zu einem kurzen Fotostopp ein.

Nächstes Highlight auf unserer SUP-Tour ist der Zentralmarkt, der direkt am Kanal liegt. Kurz dahinter mündet der Kanal in den Fluss Daugava, der kurz hinter Riga in die Ostsee fließt. Der mächtige Strom hat in Riga eine Breite von über 500 Metern, war bei unserer Tour aber kaum von größeren Schiffen befahren. Wir paddeln unter der Eisenbahnbrücke hindurch, über die Regional- und Güterzüge rumpeln und mächtig Krach machen. Am linken Ufer erblicken wir die Lettische Nationalbibliothek. Das 2014 eröffnete Gebäude zählt zu den beeindruckendsten Kulturbauten Europas und ist nicht nur für Literaturbegeisterte einen Besuch wert.

Langsam geht die Sonne unter und wir paddeln einem traumhaften Abendrot entgegen. Nach gut 6,5 Kilometern und zwei Stunden kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Wir genießen noch die letzten Sonnenstrahlen am Wasser, packen unsere SUP-Boards wieder ein und entscheiden uns, am Wasser den Abend ausklingen zu lassen: Direkt im Hafen liegt das Restaurant „Musuu Terase“, das leckere, modern interpretierte Gerichte auf der Speisekarte anbietet.

  Stille Wasser...Foto: Thomas Pfannkuch
Stille Wasser...

Jurmala – Sommerfrische und SUP-Tour an der Ostsee

Am nächsten Tag geht es mit dem Regionalzug in die „Baltische Riviera“, wie das Erholungsgebiet Jurmala auch genannt wird. Die langgezogene Halbinsel ist mit einem über zehn Kilometer langen Sandstrand das Freizeit- und Erholungsgebiet vieler Letten im Sommer. Umgeben von dichtem Nadelwald prägen imposante Villen, Souve­nirläden, Hotels sowie Restaurants und Cafés den Ort Majori. Er gilt als Zentrum Jurmalas.

Wir rollen unsere SUP-Boards die gut 700 Meter vom Bahnhof bis zum Ostseestrand, wo Normunds Freund Valids bereits wartet. „Die Tour über die Lielupe zur Mündung und auf der Ostsee zurück nach Majori hat gut 23 Kilometer“, sagt Valis, als wir unsere Boards im Sand aufpumpen. Für heute eine leider zu weite Distanz, aber mit Sicherheit eine Option für eine ganztägige Stand-up-Paddling-Tour. Wir begnügen uns mit einem kurzen Trip entlang der Küste. Die Ostsee zeigt sich von ihrer schönsten Seite: Wenig Wellen und kaum Wind machen das Paddeln einfach und ich schaue entspannt dem Treiben am Strand vom Wasser aus zu.

Für einen tollen Abschluss der Riga-Reise geht es abends dann noch mal hoch hinaus: Die Skyline Bar im Radis-son Blu Latvija nördlich der Altstadt bietet einen grandiosen Blick über die gesamte Stadt. Im 26. Stock bei Sonnenuntergang einen Drink genießen, das hat anscheinend auch Tradition in Riga: 2016 mixten die Barkeeper hier über 22.000 Mojitos.

Sehr zu empfehlen

1 Café Miera: Eingerichtet wie bei Oma, der Schokokuchen ist ein Gedicht.

2 Fazenda Bar: Nahe dem angesagten Kulturzentrum „Kanape“. Selbstgebackenes Brot und modern interpretierte lettische Gerichte locken.

3 Musuu Terase: Schickes Restaurant im Hafen von Andrejosta. Leckere Gerichte im Sonnenuntergang sorgen für einen gelungenen Tour-Abschluss, abends dann bei Fackelschein.

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