DeutschlandSUP-Tour auf der Alz

Deutschland: SUP-Tour auf der AlzFoto: Stephan Gölnitz
Deutschland: SUP-Tour auf der Alz

Tradition, Naturgenuss, Geselligkeit, das findet man im Chiemgau überall. Und die Tour auf der Alz bietet ein Spiegelbild der Region. Genusspaddler befahren enspannt den ersten Teil, wer‘s wilder mag, hängt noch ein paar Kilometer Wildwasser dran.

Truchtlaching in Oberbayern. Ein bayerischer Bilderbuchort. Die Dorfkirche ist direkt am Fluss Alz gelegen, daneben die Dorfgaststätte mit Sonnenterrasse. Bei unserer SUP-Tour durch den Chiemgau auf der naturbelassenen Alz liegt Truchtlaching auf halben Weg vom Chiemsee nach Altenmarkt an der Alz. Im Sommer wird dort eine besondere Gaudi geboten: Für die Kinder ist es dann ein großer Spaß, von der Brücke in die Alz zu springen und die Ausflügler und Touristen in den Booten – oder vermehrt auf SUPs – nass zu spritzen. Seit Jahrzehnten gibt es diesen Brauch. Die beste Technik zum „Boote versenken“ wird von Generation zu Generation vererbt. Ob auch wir „versenkt“ werden? Die Auflösung gibt’s später.

Aber jetzt erst einmal zum Anfang unserer Tour. Nach Seebruck, am nordöstlichen Chiemseeufer. Perfekter Startpunkt für die SUP-Tour ist der Parkplatz am Ortsausgang Richtung Chieming, der nur durch die Straße vom Seeufer getrennt liegt. Wir genießen zunächst den wunderbaren Blick über den See auf die Alpen. Auf Hochfelln, Hochgern, Hochries und die Kampenwand – die berühmten Berge des Chiemgaus. Dann geht es an die Arbeit – in unsere Boards muss Luft. Also feste pumpen, bis der gewünschte Druck erreicht ist. Noch etwas Proviant für zwischendurch in die Drybags packen und schon kann es losgehen.

In der Ruhe liegt die Kraft

Wir starten gemächlich und genießen die ersten Paddelschläge bei strahlendem Sonnenschein auf dem Chiemsee – dem „Bayerischen Meer“. Es geht zunächst vorbei an der Anlegestelle der Chiemsee-Schifffahrt und dann auf direktem Kurs nach Seebruck. Vor uns der schmucke Jacht- und Segelhafen und die historische Dorfkirche, die auf einer kleinen Anhöhe steht. Nach einer leichten Rechtskurve paddeln wir unter der Straßenbrücke durch und sind auf der Alz angekommen. Vom 1. Januar bis 30. Juni ist die Befahrung der Alz allerdings gesperrt – wie auch das große Schild an der Brücke zeigt.

  Der erste Abschnitt der Tour zeigt sich lieblich und mit mäßiger Fließgeschwindigkeit. Eine Genuss-Etappe in idyllischer Landschaft.Foto: Stephan Gölnitz
Der erste Abschnitt der Tour zeigt sich lieblich und mit mäßiger Fließgeschwindigkeit. Eine Genuss-Etappe in idyllischer Landschaft.

Auf den nächsten sieben Kilometern bis Truchtlaching fließt die Alz gemütlich vor sich hin. Sie mäandert in großen Kurven durch die Felder. Zeit, gemütlich zu paddeln, sich treiben zu lassen und die Landschaft zu genießen. Durch die geringe Wassertiefe können wir bis auf den Grund blicken. Zwischen dem Flussgras entdecken wir verschiedene Fischarten wie Karpfen und Forellen. Kein Wunder, denn die Alz bietet einen großen Artenreichtum.

Im kleinen Dorf Pullach sitzen die Einheimischen in ihren Gärten beim Frühstück in der Morgensonne und grüßen uns aus der Ferne. Perfekter Zeitpunkt, eine kurze Pause einzulegen! Wir setzen uns auf unsere Boards, lassen die Füße im Wasser baumeln und genießen den Augenblick. Trotzdem kommen wir voran. Denn die Alz hat auf dem gesamten Abschnitt eine mäßige Fließgeschwindigkeit. Auch deshalb lassen sich im Sommer Urlauber sogar auf Luftmatratzen die Strecke von Seebruck bis Truchtlaching treiben. Wir setzen aber auf Muskelkraft und paddeln weiter, vorbei an weiten Wiesen und grünen Hügeln. An beiden Uferseiten raschelt das hochgewachsene Schilf durch den leichten Wind. Links fließt nun die Ischler Ache in die Alz. An der kurz darauffolgenden Ischler Schleife halten wir uns rechts, da die Befahrung des linken Flussarms ganzjährig untersagt ist. Ein entsprechendes Schild weist den Weg.

Pause im Strandbad

Kurz darauf erreichen wir den Ortseingang von Truchtlaching. Wir paddeln unter der „gefährlichen“ Brücke hindurch. Wir haben allerdings Glück. An unserem Tour-Tag machen die Kinder anscheinend Pause. Wir werden nicht „versenkt“ und bleiben trocken. Wir werfen einen Blick auf die Pfarrkirche Truchtlaching, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Direkt gegenüber liegt ein weiteres Highlight der Region: das Flussstrandbad. Die große, grüne Liegewiese ist umsäumt von Bäumen und lädt ein, dort einen Zwischenstopp einzulegen. In den Sommermonaten versorgt ein kleiner Kiosk die Gäste des Alzbades mit kühlen Getränken, Kaffee und Kuchen, Snacks und Eis. Wir haben allerdings „verwachst“. Denn Ende September haben nicht nur die Kinder auf der Brücke frei, sondern auch der Biergarten hat geschlossen. So landen wir an einem der vier Badestege an, befestigen unsere SUPs und suchen uns ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. Wir teilen uns die – leider spärlichen – Vorräte an frischem Obst und Müsliriegeln. Wer hier besser vorsorgt, hat Leberkässemmel, Brez‘n und Käsewürfel für eine zünftige Brotzeit dabei.

Ein kurzes Stück nach dem Start in Seebruck bietet die Tour noch einen weiten Blick über den Chiemsee bis in die Chiemgauer Alpen – dann geht es gleich im Hafen auch schon auf den Fluss.
Foto: Stephan Gölnitz

Rasant durch die Bootsrutsche

Bis Truchtlaching ist die SUP-Tour auf der Alz für Fluss-Einsteiger perfekt geeignet. Ab dann verändert sich die Alz. Auf dem zweiten Teil wird der Fluss etwas wilder, unruhiger. Er ändert seinen Charakter. Die Alz sollte ab Truchtlaching deshalb nur noch von bereits etwas erfahrenen Paddlern befahren werden. Warum? Das zeigt sich etwa gleich hinter Truchtlaching am Wasserwerk: Dort wartet ein Highlight der Tour – die Bootsrutsche, die auch mit dem SUP fahrbar ist. Bevor es über die Schräge nach unten geht, sollte eventuell die Finne abmontiert werden, um nicht an den am Boden befestigten Borsten hängen zu bleiben – und dann einen unsanften Abgang über die Nose zu machen. Schwimmweste anziehen, Helm aufsetzen und schon geht’s auf die Bootsrutsche! Wir haben so viel Spaß, dass wir gleich mehrmals die Passage fahren. Wer weniger risikofreudig ist, kann die Bootsrutsche seitlich umtragen.

Der Fluss ist danach komplett naturbelassen. Die Landschaft ändert sich abermals. Es wird hügeliger. Größere Felsen und Baumstämme liegen im Wasser, die sich aber in sicherem Abstand umschiffen lassen, wir paddeln zur Gaudi immer wieder unter den tief hängenden Ästen hindurch. Zwei Kilometer und zwei große Flussschleifen hinter der Bootsrutsche wartet bei Höllthal ein zweites Wasserwerk und somit ein zweites Hindernis auf uns. Aber auch hier gibt es eine nur kurze Umtragestelle, die bereits einige hundert Meter vor dem Wasserwerk am Beginn des natürlichen Felswehrs auf der rechten Seite gut gekennzeichnet ist. Wieder auf dem Board folgt eine längere Strecke mit kleinen Wellen, die Boards schwabbeln lustig unter den Füßen während es zügig weiter geht.

  Umtragen ist an der Bootsrutsche easy möglich, doch Wagemutige lockt die Rutschpartie durch die schmale Gasse.Foto: Stephan Gölnitz
Umtragen ist an der Bootsrutsche easy möglich, doch Wagemutige lockt die Rutschpartie durch die schmale Gasse.

Dann beruhigt sich die Alz wieder. Es ist aber die Ruhe vor dem Sturm. Die Ruhe vor dem aufregenden Abschnitt im Bereich der Offlinger Insel: Dort legt sich auf dem linken Flussarm die Alz in eine S-Kurve mit schnellen Strömungen und Wirbeln. Wer es ruhiger mag, wählt den (entsprechend der Beschilderung) rechten Flussarm, sofern dies der Wasserstand zulässt. Ein Highlight für Wanderer entlang der Alz ist die Überfahrt mit der traditionsreichen Alzfähre zum Biergarten der Gaststätte Roiter. Direkt am Fluss gelegen, bietet sich dort auch ein Zwischenstopp für Paddler an. In der nächsten Rechtskurve nimmt die Strömung noch einmal zu. Nicht zu weit nach links ans Ufer in die Äste treiben lassen. Geschafft.

Kurz dahinter erreichen wir die „Laufenau“ in Altenmarkt. Wer sich vor dem Tourende abkühlen möchte, der kann rechts am Steilufer zum Schwungseil greifen und im Tarzan-Style ins Wasser schwingen. Vor dem Laufenauer Wehr landen wir links am Ausstieg an – nach 17 Kilometern ist das Ziel erreicht. Eine Weiterfahrt ist durch Kraftwerke und Wehre nicht möglich. Paddlerfreundlich liegt der Parkplatz auf einer Wiese, nur wenige Meter vom Ufer entfernt (am Ende einer kleinen Stichstraße, die direkt an der Alz von der Thalhammer Straße abzweigt). Wir lassen die Luft aus den Boards, laden sie mit den Paddeln in das vor dem Tourstart hier abgestellte Auto. Nach der genussvollen, sonnigen, erlebnisreichen und spaßigen Tour auf der Alz geht’s zurück nach Seebruck. Ein letzter Blick über das Bayerische Meer. Schee war’s! Alz – i mog di! Servus und bis bald.

Infos:

Die Befahrung der Alz vom Chiemsee bis Altenmarkt an der Alz ist vom 1. Januar bis 30. Juni verboten. Dauer etwa drei bis fünf Stunden plus Pausen. Beste Paddelsaison: Anfang Juli bis weit in den Herbst.

  Von Seebruck am Chiemsee bis nach Altenmarkt führt uns die SUP-Flusstour.Foto: SUP Magazin
Von Seebruck am Chiemsee bis nach Altenmarkt führt uns die SUP-Flusstour.
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