Keine Angst, die wollen nur spielen. Yoga auf dem SUP-Board ist spielerischer, näher an der Natur und auch für den Kopf eine neue Erfahrung im Vergleich zum Yoga der Landratten.
Sinah Diepold ist professionelle Tänzerin, Buchautorin über Yoga und unterrichtet an verschiedenen Studios in München im Bereich Tanz, Ballet Barre Fitness und Yoga. www.sinahdiepold.de
Hast du Vorlieben unter den vielen Yoga-Formen?
Ich bin Vinyasa-Lehrerin, also von der fließenden Version: Mit jedem Atemzug bewegst du dich weiter, alles ist in Fluss. Ich liebe aber auch die Hatha-Formen, wo du länger in einer Haltung bleibst und sehr genau arbeitest.
Welche Form ist denn für SUP-Yoga besonders geeignet?
Hatha, das Haltende ist auf jeden Fall beim SUP einfacher. Umso mehr ich mich von einer Bewegung in die nächste bewege, um so schwieriger wird es, die Balance zu behalten. Im SUP wird es eher so gemacht, dass man die Position einnimmt und man muss ein bisschen mehr mit der Verlagerung arbeiten. Man kann ja nicht einfach mit dem rechten Fuß stehen bleiben und den linken Fuß heben – dann liegst du im Wasser.
Welche Übungen sind gut geeignet?
Um so mehr Balance nötig ist für eine bestimmte Haltung, um so schwieriger wird es auf dem SUP-Board. So etwas wie die „Krieger“ sind sehr dankbar, weil die sehr standfest sind. Auch der herabschauende Hund als einer der Yoga-Klassiker funktioniert sehr gut, weil der Stand auf Händen und Füßen sehr gleichmäßig ist. Schwierig wird es, wenn man kopfüber ist, also im Kopfstand oder Handstand – das ist schon auf der Erde gar nicht so einfach. Oder wenn man sich umdreht – im Kinderturnen nennt man es Kinderbrücke – im Yoga „volles Rad“, dann wird es mit der Orientierung und Balance schwieriger. Der „Baum“, also auf einem Bein stehen, das ist eine noch mal größere Herausforderung auf dem SUP-Brett als auf der Erde.
Spielt Wasser im Yoga eine große Rolle?
Für mich hat Wasser sehr viel zu tun mit Yoga. Ich habe mein erstes Teacher-Training am Meer auf Bali gemacht. Wasser ist sehr kraftvoll und es reflektiert sehr viel, was unseren Geist angeht. Das sportliche am Yoga macht zwar Spaß, aber eigentlich geht es ja um unseren Geist: Zu sich kommen, den Geist beruhigen durch Meditation. Ich vergleiche gerne unser Atmen mit den Wellen. Das Hoch und Tief vom Atem spiegelt genau das Wasser wider. Unser Körper besteht aus Wasser. Wenn ich atme und mich bewege und im Yoga zu mir komme und das auch noch auf dem Wasser – das ähnelt noch viel mehr der ur-
sprünglichen Form. Und wenn man mal ein Shavasana, also diese Schlaf-
übung am Ende der Yogastunde, auf dem SUP-Board gemacht hat, dann weiß man, wie wunderschön das sein kann in Verbindung mit dem Element Wasser.
Erinnerst du dich noch an den Eindruck von deinem ersten Mal SUP-Yoga?
Auf jeden Fall. Ich war im Meer, es war warm und diese Mischung aus Spiel und Yoga war so besonders. Nicht so meditativ und ernsthaft, wie Hatha auch mal sein kann. Am Ende auf dem Board liegen, die frische Luft und das leichte Schaukeln, du bist da so geborgen, das ist wunderschön.
Welche Aspekte vom Yoga werden denn auf dem SUP-Board hervorgehoben?
Wenn ich lange in einer Haltung bleibe, kommt, was die Yogis „monkey mind“ nennen, das Schnattern im Kopf: „ich muss ja noch...und ich sollte noch...“. Das passiert, wenn ich lange auf meiner Matte stehe. Wenn ich aber auf dem Brett einmal so richtig im Fluss bin, dann bin ich so präsent – sonst falle ich ja auch runter – dann kann ich gar nicht anders als wirklich nur „da“ zu sein.
Eignet sich SUP-Yoga auch für absolute Anfänger?
Es ist bestimmt einfacher, wenn man auf festem Boden mal so ein, zwei Sachen gemacht hat. Aber auf allen Vieren mal den Popo nach oben strecken und Arme und Beine durchdrücken, das kriegt man ja auch hin, wenn man es nicht „Herabschauender Hund“ nennt, dafür muss ich nicht die Yoga-Begriffe kennen.
Wieviel schwieriger ist es denn auf dem SUP-Board?
Auf jeden Fall schwieriger, aber nicht so schwer wie manche sich das vielleicht vorstellen. Auf der Erde kann ich beim „Herabschauenden Hund“ einfach das rechte Bein nach oben heben. Auf dem SUP-Board müsste ich den anderen Fuß ein bisschen Richtung Mittellinie bringen, sonst kommt zu viel Gewicht auf die linke Seite und dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich runter-falle sehr hoch. Wenn du diese Tricks raus hast, dann ist das auch kein wahnsinniges Mysterium mehr.
Was ist besser, in der Gruppe oder allein?
Mittlerweile gibt es ja gute Möglichkeiten, das zusammen zu machen, mit den Yoga-Inseln, an denen man sich andockt. Alleine kann man das einfach mal austesten, nach dem Motto „Ich hab letzte Woche bei der Sinah in der Stunde das und das gemacht, vielleicht kann ich das ja auch auf meinem SUP-Board“. Einfach spielen und ausprobieren, auch mal runterfallen, es kann ja nichts passieren. Du fällst ja nur ins Wasser. In der Gruppe hast du natürlich jemanden, der dich leitet, Ideen gibt und eine Struktur bietet.
Wie kombiniert man denn Yoga am besten mit einer kleinen Tour?
Ich würde erst die Tour machen, an einen schönen Ort paddeln. Vielleicht in eine nette Bucht, wo nicht viel Wellengang ist. Je mehr sich das Wasser bewegt, umso schwieriger wird’s ja wieder mit der Balance. Wenn man sich so erst auf dem SUP-Board eingroovt und dann ein bisschen Yoga macht und dann die Schlafeinheit am Ende – was ich glaube, dass es die klügste Idee aller Zeiten war – dann hat man ein schönes rundes Programm. Ich freue mich schon, wenn das diesen Sommer wieder passiert.
Du sagst „Sommer“ – bei welchen Temperaturen macht das denn Spaß?
Bei viel Wind oder Wellengang macht es auch dem geübtesten Yogi kaum Spaß. Sonnenschein und Badetemperaturen sind eigentlich optimal. Man muss immer damit rechnen, dass man ins Wasser fällt.
Was zieht man dann an?
Auf Bali war ich natürlich im Bikini. Das schöne an den Yoga-Klamotten, also Sport-BH und Leggins – ist, dass die auch mal schnell trocknen. Und wenn man vorsichtig ist und vielleicht noch mit Yoga-Insel, dann schafft man es auch ohne Reinfallen.
Treibt man ohne so eine Insel nicht rum wie Fischfutter im Teich?
Auf Bali hatten wir zum Beispiel eine Schnur mit Anker und daran waren die SUP-Boards festgemacht. Und auch untereinander. Aber die Gefahr besteht sonst natürlich, dass man abhaut. Dann muss man halt zwischendurch wieder zueinander paddeln.
Und was ist deine Botschaft zum SUP-Yoga in einem Satz?
Zurück in die Natur. Wir sind so oft in irgend einem Raum und machen Yoga drinnen. Aber die Möglichkeit, nach draußen zu gehen und dann noch in Verbindung mit Wasser – das finde ich immer wieder ganz besonders.